Samstag, 30. Mai 2009

antigone in bautzen 17.05.09







Antigone in Bautzen
Ein Trainingscamp für Freiheitsdrang

Uraufführung

in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Bautzen



Als Kreon nach der Schlacht um Theben die Herrschaft antritt, lässt er verkünden, dass die Feinde der Stadt nicht beerdigt werden dürfen. Alle sollen verstehen, dass eine neue Ordnung angebrochen ist. Doch Antigone, eine junge Frau aus Theben, bricht das Gebot und bestattet ihren Bruder, der im Kampf gegen Theben gefallen ist. Zur Strafe lässt Kreon sie lebendig einmauern.
Als die Väter der DDR auf den Trümmern des verlorenen Krieges einen neuen Staat gründen, organisieren sie den Aufbau eines riesigen Apparates, der die Feinde der neuen Ordnung in Schach halten soll. Der Ortsname „Bautzen“ war in der DDR die Chiffre für diesen Apparat. Es war das Kürzel für die „Sonderhaftanstalt Bautzen II“, welche zwischen 1956 und 1989 direkt dem Ministerium für Staatssicherheit unterstand.
Das Deutsch-Sorbische Theater und die Gedenkstätte Bautzen bringen das antike Drama um die unbotsame Frau und den berüchtigten „Stasi-Knast“ zusammen: „Antigone in Bautzen. Ein Trainingscamp für Freiheitsdrang“ von Martin Kreidt und Christoph Twickel verschaltet die Antigone von Sophokles mit den Erinnerungen von ehemaligen DDR-Dissidenten. Zu Antigone, der todessehnsüchtigen Widerstands-Figur gesellen sich der Sänger einer DDR-Punkband, der von der Politisierung einer Jugendszene erzählt oder der ehemalige Bautzen II-Häftling, der die Haft der Ausreise nach Westdeutschland vorzieht. Kreon, der übermütige Herrscher, der für die neue Staatsordnung selbst göttliches Gesetz bricht, wird zum Vorfahren des vormundschaftlichen Staates, der alles für „negativ-feindlich“ hält, was er nicht kontrollieren kann. Doch „Antigone in Bautzen“ ist nicht nur ein Theaterprojekt, das an einem historischen Ort von Diktatur und Dissidenz erzählt. Es ist auch ein Stück über den Ort Bautzen, über das Erinnern zwanzig Jahre nach der „Friedlichen Revolution“ und über die Frage, wie wir heute „Freiheit“ buchstabieren.

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